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Regenbogenfarben im Sport gegen unliebsame Politik 03.07.

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Göttingen, 03.07.2021, 22:31 Uhr
Kommentar: +++ Politik +++ Bericht 11725x gelesen
Vielfalt an Teddybären: Einer für Neuer, einer für Löw, einer für ....
Vielfalt an Teddybären: Einer für Neuer, einer für Löw, einer für ....  Bild: Gerd Altmann auf Pixabay

Göttingen [ENA] Eigentlich wollte ich das Thema Regenbogen für Vielfalt hier nicht thematisieren, aber die eigentlich angedachte Einmaligkeit gegenüber Orban, dem ungarischem Premierminister, ist zu einer Art Dauerzustand geworden, und deshalb möchte ich doch etwas dazu sagen.

Update 03.07.2021: Nanu, heute im Spiel Tschechien gegen Dänemark gar keine bunte Banden in Regenbogenfarbe. Und bei den Zuschauern: Keine Fahnen und Fähnchen in Regenbogen ? Was ist passiert ? Die UEFA betonte zwar, es seien Fahnen in den Stadion nicht verboten, doch Securitymitarbeiter hatten vor dem Spiel so einigen Klärungsbedarf mit Fans, die dann plötzlich keine Fahnen mehr zeigten. Die Sponsoren haben ebenso inzwischen erklärt, keine Regenbogenwerbung mehr zu zeigen. Freiwillig oder vielleicht ein wenig unter Druck ? Manche Firmen muß man wohl eben erst auf ihre Vertragsbedingungen hinweisen, bevor sie lernfähig werden. Und manche lernen nie aus.

Angefangen hatte diese Aktion Regenbogenfarben als Mannschaftsarmbinde bei der Deutschen Fussballnationalmannschaft, die Manuel Neuer, seiner eigenen Aussage nach als Zeichen gegen Homophobie tragend, eine Welle in Gang gebracht hat. Denn egal ob man seiner Aussage Glauben schenken konnte oder nicht, daraus wurde binnen kurzer Zeit ein Kennzeichen gegen ein in Ungarn von Victor Orban erlassenes Gesetz. Dieses besagt, daß Pädophilie und Homosexualität regulatorisch besonders behandelt werden und darüber hinaus Jugendliche über andere Sexualitäten z. B. weder in der Schule noch im Fernsehen Informationen erhalten, d.h. diese vermittelt bzw. ausgestrahlt werden.

Auch Frau v.d.Leyen, die große Präsidentin der Europäischen Kommission, sah hierin nach EU Recht einen klaren Verstoss und wollte dagegen vorgehen. Das sah dann so aus, das eine Resolution nach Ungarn versandt werden sollte, unterzeichnet von den verbleibenden EU – Staaten, um rechtliche Bedenken gegen das Gesetz kundzutun. Ihre Aktion aber geriet zu einem Flop, denn nur 13 EU Länder unterzeichneten.

Kein Flop dagegen entwickelte sich erst einmal aus der Neuer Initiative, aus unerklärlichen Gründen sollte nun das Stadion in München beim Euro 2020 Fussballspiel in eben diesen Regenbogenfarben beim Spiel gegen Deutschland - Ungarn beleuchtet werden. Doch der Aussenminister von Ungarn intervenierte bei der UEFA, die verbot nach Prüfung das Vorhaben. Was aber andere Stadien in Deutschland nicht abhielt, sich „ solidarisch „ zu zeigen und ihre Stadien zu beleuchten, dazu Flaggenverteilung vor der Allianz Arena und weiteres mehr. Viele Städte in Deutschland, so auch in Göttingen, beleuchteten Gebäude in Regenbogenfarben.

Das dann der Ministerpräsident aus Ungarn sein Kommen zum Spiel absagte, schien keinen weiter zu interessieren; nein, in Deutschland scheint es inzwischen legitim zu sein, das Minderheiten ihre Interessen auf ganz eigene Art und Weise zeigen dürfen, Politik und Sport, das gehört ab jetzt fest zusammen. Neuer redet dabei von einer Gesellschaft in Mitteleuropa, die diese Aktion als sehr positiv empfindet. Wieviel Personen hat er denn befragt ? Ich kenne viele die das einfach nur doof fanden. Ich im übrigen auch.

Denn auch manche deutsche Bundestagsabgeordneten fanden das nicht so gelungen, aus der Stellungnahme einer Partei im Bundestag dringen Worte nach aussen wie: Überheblichkeit Deutschlands gegenüber anderen EU Mitgliedsstaaten. Ein Weltstatus - Fussballturnier wird dazu instumentalisiert, die Politik Ungarns zu kritisieren. Wollen doch mal sehen, ob nächstes Jahr auch in Sachen Katar, wo Homosexualität bis heute verboten ist und unter hoher Gefängnsisstrafe steht, die Deutschen „ bunt „ auftreten wollen oder lieber die große Klappe halten.

Ein Politiker einer anderen Partei nennt es entwürdigend und eine Bloßstellung für Ungarn und fragt, ob das die neue Form der Gastfreundschaft sei, wenn man auf politischem Wege nicht durchdringt ? Kann man so sehen. Aber das Ganze ist zu einer Art Selbstläufer geworden, die auch die UEFA nicht mehr in den Händen zu haben scheint. Inzwischen werden bei den Spielen Bandenwerbungen mit regenbogenfarbigen Hintergrund angezeigt, wie bei booking.com, Heineken, VW oder auch Just Eat. Wer will denn schon seine Sponsoren verprellen ?

Da passt es ganz gut, das eine regenbogenfarbene Armbinde nicht zwangsweise zum Sieg verhilft, Vielfalt hin oder her. Da hilft nur echte eigene Leistung, keine Propaganda. Diesem Trugschluß ist im übrigen auch die Firma Nivea mit ihrer Creme Regenbogen Edition verfallen, angeblich eine „ Initiative für mehr Miteinander „, hauptsächlich aber ein Marketingtrick für steigenden Umsatz darstellen soll. Uupps, haben die ganz vergessen auf der Webseite zu erwähnen.

Nachtrag aus Göttingen: Vor wenigen Tagen ist zu der Regenbogenaktion ein Artikel im Extra Tip, einer regionalen Gratiszeitung in und um Göttingen, erschienen. Die Kommentatorin Stefanie Arndt begrüßt darin die Aktion ausdrücklich und glaubt allen Ernstens, das es Ungarns Ministerpräsident Orban gestört hätte, das auch in Göttingen eine Regenbogenfahne gehisst worden sei. Wie klein doch die Welt mancher Aktionisten ist. Orban kennt weder Göttingen noch interessiert es ihn eine Bohne, was in Göttingen passiert. Dabei lobt Sie die Leistung der Deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn; tja, da hätte Sie besser mal bis Dienstag diese Woche gewartet.

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