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Errungenschaften aus einer anderen Epoche

Verantwortlicher Autor: Sharon Oppenheimer Tel Aviv, 22.04.2019, 21:35 Uhr
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Tel Aviv [ENA] Das Wissen der Antike , das im Europa des Früh- und Hochmittelalters vergessen wurde, war in Klosterbibliotheken, in Byzanz und im arabischen Kulturkreis bewahrt worden. Die Renaissance, die Wiedergeburt und Rückbesinnung des Wissens der Antike leitete eine neue europäische Kulturepoche ein: die Phase des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit. Trotzdem: viele Annehmlichkeiten wären ohne Araber nicht möglich gewesen.

Oberflächlich betrachtet fallen einem aus dem Stegreif sofort folgende Dinge ein: die arabischen Ziffern, das Sofa, die Farbe Lila, das Schachspiel, den Kafiya, die berühmten warmblütigen Pferde und Geschichten aus „1001 Nacht“. Beim genaueren Hinsehen entdeckt man: die Gamaschen, Mull, Pantoffeln, die Alkove, Brokat- und Damaststoffe, Kandiszucker, Kaffee, Saiteninstrumente und Blumentöpfe. Viel mehr schlagen deren Erkenntnisse in Medizin, Astronomie, Botanik,Optik und Algebra zu Buche.

Während Ärzte in Europa zu Ader ließen, erkannten die Mediziner im Orient, wie Tuberkulose übertragen wird, wie sich Epidemien verbreiten; sie erkannten den Blutkreislauf, welchen Stellenwert Hygiene hat und erschufen den Prototyp moderner Krankenhäuser. Bei vielen Erfindungen bleibt allerdings strittig, ob sie wirklich auf die Araber zurückgehen, da ihre Aufgeschlossenheit gegenüber fremden Errungenschaften besonders bemerkenswert ist. Sie machten sich nicht nur das Wissen der Antike zu Nutze, sondern absorbierten Geistes- und Naturwissenschaften und technische Neuerungen aus Persien, Indien und dem Reich der Mitte. Dennoch waren die arabischen Gelehrten mehr als nur Fackelträger des Wissens anderer Kulturen.

Die Araber fungierten als Kulturvermittler, die Erfindungen importierten und weiterentwickelten, z.B. den Kompass und die Papierherstellung stammten eigentlich aus China, wurde aber von den Arabern übernommen und weiterentwickelt. Genauso erfolgte es mit den Arabischen Ziffern, die ursprünglich aus Indien stammen und die Null darstellen. Der Italiener Leonardo Fibonacci folgte um 1192 seinem Vater nach Algerien und lernte Abū Kāmils Algebra kennen. Er erkannte die Bedeutung der Zahlen auf der Grundlage des Dezimalsystems. Fibonacci gilt als der bedeutendste Mathematiker des Mittelalters.

Als Händler brachten sie nicht nur Seide, sondern auch Bananen, Spargel, Gewürze, wie Zimt, Safran, Pfeffer usw. in den Westen. Im Angesicht dieser Fülle an Produkten und Wissen erscheinen die Kreuzzüge in einem anderen Licht: sie waren für das christliche Abendland äußerst rentabel. Die Europäer machten nicht nur Bekanntschaft mit der arabischen Kultur, der gesamte Okzident profitierte von den Errungenschaften der moslemischen Welt. Das Ausmaß des Gewinns zugunsten der Abendländer ist kaum zu beschreiben. Im Gegenzug sind die kulturellen Hinterlassenschaften der Kreuzritter im Orient kaum oder gar nicht erwähnenswert. Bis zum 16. Jahrhundert hielt die moslemische Welt ihren Vorsprung gegenüber Europa.

Der Nachhall ihrer Errungenschaften und ihres Wissens ist aber bis heute noch spürbar: viele Dinge, die wir als selbstverständlich hinnehmen, gehen auf den oft schmerzhaften Zusammenprall beider Kulturen zurück.

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