Der Nürburgring: Die 24-Stunden, der Nebel und die Stille
Nürburgring [ENA] Vieles haben die Fans des ADAC Ravenol 24h Rennens am Nürburgring schon erlebt: Hitze, Regen, Hagel, Schnee und auch Nebel. Aber das Jahr 2024 toppt alles bis jetzt da gewesene. Sonntag, 1. Juni 23.23 Uhr: Maschinen stopp! Was war passiert? Seit dem späten Samstagabend war der Ring ...
in Dunst gehüllt und wurde immer schlimmer. Bei Nullsicht durch die grüne Hölle, ist eigentlich nur für Lebensmüde interessant. Audi-Pilot Mies sagte später: „Ich hatte schon gefunkt, dass ich nicht verstehen kann, warum nicht abgebrochen wird, ich habe kaum noch die Kurven gesehen.“ Geschweige die Streckenposten, die die Piloten warnen wenn Gefahr droht auf der mehr als 25 Kilometer langen Rennbahn nebst Grand-Prix-Strecke. „Die Sicherheit war nicht mehr gewährleistet, ich hatte keine andere Wahl, als abzubrechen“ sagte Rennleiter Walter Hornung.
Sonntagmorgen, der Nebel hatte sich nicht aufgelöst. Bis mittags wusste niemand wie der Tag endete. Kann wieder gefahren werden und wenn wann? Früh morgens begannen die Teams sich auf „die Minute X“ vorzubereiten. Nach Stunden der Stille in den Boxengassen herrschte wieder rege Betriebsamkeit. Gegen 13.30 Uhr ging das Feld dann hinter dem Führungsfahrzeug hinaus auf die Nordschleife. Im „Gänsemarsch“ fuhr man dann brav durch die noch leicht nebelverhangener Eifel, natürlich mit Überholverbot. Da jedoch bei elf Grad Celsius keine Besserung der Verhältnisse in Sicht war, beschloss die Rennleitung um 14.50 Uhr das Ende des 52. 24h-Rennens.
Als Sieger des bisher kürzesten 24h -Rennen ging die Renngemeinschaft der Scherer Sport PHX um Ricardo Feller, Dennis Marschall, Christopher Mies und Frank Stippler auf einem Audi R8 LMS GT3 Evo II. Porsche wurde zweiter und der dritte im Bunde war BMW. Bereits in den Stunden vor der Unterbrechung offenbarte sich auf dramatische Weise, wieso das 24h-Rennen als unberechenbar gilt. Zunächst entbrannte bei wechselhaften Bedingungen ein Reifenpoker, in dem erst BMW und später Porsche auf die falschen Reifen setzten.
Dann krachte es. In Runde 22 wurde der souverän führende BMW mit Pilot Sheldon van der Linde am Volant aller Chancen beraubt, als er in der Vollgaspassage Fuchsröhre die Porsche Pilotin Alesia Kreutzpointer zu überrunden versuchte, die ihrerseits einen langsamen Mitstreiter überholen wollte. Kreutzpointer touchierte van der Lindes BMW und schickte ihn somit in die Barriere. Ein Typischer Nürburgring Crash, denn hier kreist eine Mehrklassengesellschaft aus 492 Piloten in 130 unterschiedlichsten potenten Fahrzeugen vom frisierten Dacia Logan bis hin zum Porsche 911.Die Tempounterschiede sind enorm zwischen 190 und 600 PS.
Jede Sekunde volle Aufmerksamkeit ist hier die Devise, wenn nicht, sind Unfälle vorprogrammiert. Jedes Jahr ab montags füllten sich die Campingplätze rund um die Nordschleife mit enthusiastischen Fans um bis zum Sonntag die „Grüne Hölle“ in ein gigantisches Vollgas-Festival zu verwandeln. Es wird gefeiert was das Zeug hält. Der Duft von gebratenen Steaks und Würstchen zieht Tag für Tag über die Strecke und bei so manchem ersetzt das Bier den Kaffee. Hier herrscht einfach immer Lebensfreude pur. Wer konnte am Donnertag schon ahnen, dass das Highlight des Wochenendes das vielfältige und grandiose Rahmenprogamm war. Hier verhielt sich das Wetter noch recht normal.
Nach dem erste Qualifying am Donnerstag und dem zweiten am Freitag starteten 201 Fahrzeuge genau um 9.10 Uhr samstags morgens, das ADAC 24h Classic. Das Rennen ist eine Hommage an die mittlerweile über 50-jährige Historie der ADAC RAVENOL 24h Classic. Erstmals fuhr auch der Opel Manta, der langjährige Fan-Liebling des „großen“ 24h-Rennen mit der Nummer 561 im Classic Rennen mit. Ohne Nebel mit recht nettem Wetter siegte Ralf Schall mit seinem Mercedes 190 E 2.5 16 Evo II.
„Ring frei“ für die Ahnen der heutigen DTM-Generation hieß es von Donnerstag bis Samstag. Jeweils dreißig Minuten täglich begeisterten die circa fünfzig klassische Renn-Tourenwagen und GT-Sportrennwagen der siebziger bis neunziger Jahre das Publikum mit ihrer Fahrt auf dem Grand-Prix-Kurs. Freitagabend 17.30 Uhr, alle Qualifying sind abgearbeitet, die Pole-Position steht, jetzt ist es Zeit für einen Höhepunkt der ganz besonderen Art.
Tausende Fans ließen es sich nicht nehmen einmal in den geöffneten Boxengassen zu flanieren, Autogramme zu sammeln und so manch ein Handy wäre am liebsten zu Hause geblieben. Ja, so war das Wochenende vom 30. Mai bis 2. Juni am Nürburgring. Diese Stille, diese Enttäuschung bei Fahrern, Teams und Fans möchten wir im nächsten Jahr nicht erleben. Aber Wetter ist Wetter, unberechenbar und nicht verhandelbar.